mit einem berber im distanzssport

bericht von unserem mitglied dr. martin kneer und seiner halima

Vor über 20 Jahren haben wir unsere 1. Berberstute gekauft, damals schon mit dem Gedanken, sie später einmal auf Distanzwettbewerben einzusetzen. Deshalb fiel damals die Wahl auf Charis al Shador, eine sehr edle Hadestochter, dessen Vater Noudjoum el Sama in Frankreich nicht wenige Nachkommen im Distanzsport vorweisen kann.

Als wir Charis dann einige Jahre später anpaaren liesen, nahmen wir den weiten Weg nach Zentral-Frankreich auf uns um bei Chantal Cekroun den Hengst Riadh als Vater unseres zukünftigen Fohlens zu gewinnen, ein Hengst der selbst auf Distanzritten über 120 km erfolgreich war.

 

Aus dieser Anpaarung entstand schließlich Halima. Heute mit 17 Jahren ist sie unser ältestes Pferd im Stall. Obwohl sie in jungen Jahren ihre Zuchtleistungsprüfung mit erfolgreichen Ritten bis 90km ablegte, kam sie schließlich kaum mehr in sportlichen Einsatz, da dies Jahre unseres beruflichen Aufbaus und der Familiengründung waren und schließlich war sie schon für die Zucht vorgesehen und brachte uns ein wunderschönes Hengstfohlen, von O´Zenko de la Foret, der seinerseits internationale Distanzritte bis 140km absolvierte.

 

Als jedoch letztes Jahr eine erneute Bedeckung nicht mit Erfolg gekrönt war, entstand die Idee, Halima noch einmal für die langen Distanzen aufzutrainieren, nicht zuletzt weil sich gezeigt hatte, dass sie ohne jegliches Training immer noch unser stärkstes Pferd im Stall ist, das seine Qualitäten erst dann zeigt, wenn andere Pferde entweder an ihre physischen oder mentalen Grenzen stoßen. 

Die Grastälerpassage 2025, 137 km MTR (Mehrtagesritt)

Leider ist dieser "Feuerkreis-Ritt" immer im April, also zum Saisonstart, wenn kaum das Winterfell runter ist, Aber dieser Kult-Distanzritt durch die Täler der schwäbischen Alb ist einzigartig und deshalb ein Sehnsuchtsziel schon seit Jahren und endlich hatte ich mit Halima ein Pferd, dass den ganzen Winter konstant trainiert worden war, nicht auf Kondition sondern um Sehnen und Gelenke auf die Langstrecken-Distanz vorzubereiten.

 

137km wurden in 2 Tagen absolviert, 85km am 1. Tag, 52km am 2. Tag. es gingen knapp 30 Pferde an den Start. Der Ritt bot die Möglichkeit, Teiletappen zu gehen bzw. vorzeitig in Wertung zu beenden. Interessant ist auch das Höhenprofil, welches großen Einfluss auf die körperliche Herausforderung eines Rittes hat. Auf der Gesamtstrecke wurden 3690 Höhenmeter zurückgelegt. da Aufstieg und Abstieg zusammengezählt werden, bedeutet dies 1845m Aufstieg.

 

Für Halima war an diesem Tag die mentale Belastung das größte Problem, seit 8 Jahren war sie nicht mehr allein auf Wettbewerb, somit war der Massenstart am Morgen eine große Herausforderung, zumal ich von Ihr verlangte, das Spitzenfeld ziehen zu lassen, denn ich konnte noch nicht einschätzen, ob sie das Tempo der zumeist sehr routinierten Langstreckenpferde mithalten würde. Ein Berber zeigt in der Regel seine Erregung nicht so deutlich wie andere Pferde, doch für mich war auf den ersten 63km spürbar, dass die Anspannung nicht weichen wollte, was ihr Probleme bereitete, die notwendige Entspannung und somit Regeneration zu finden. Schließlich machten wir eine Extra-Pause, was uns zwar in der Geschwindigkeitsmessung zurückwarf, aber endlich waren alle anderen Pferde außer Sicht und wir konnten die letzten 22km in Ruhe zurücklegen. Am 2. Tag fanden wir Anschluss an eine Gruppe entspannter Reiterinnen, mit Arabern und Connemara-Pony, was uns einen harmonischen Abschluss ermöglichte.

 

 

Somit waren wir zwar am Ende der Wertung, mit 9,2 km/h, aber wir gehörten zu den 12 Teilnehmern, die die gesamte Strecke erfolgreich zurücklegten und wichtig war, Halima konnte zur Ruhe kommen und ihre alte Distanzroutine wiederfinden. 

Hohenzollern-Distanz 2025, 82 km LDR (Lange Distanz, >81km)

Von den über 80 Pferden gingen 22 über die gesamte Distanz von 82km und hatten dabei 2080 Höhenmeter zu überwinden. Halima absolvierte diese Strecke mit 12,2 km/h.

Beluga Arabian Cup 2025, 205 km MTR

Die Strecke teilte sich auf in 84km am 1. Tag, 67km am 2. Tag und 54km am 3. Tag. Auf der gesamten Strecke waren ca. 4360 Höhenmeter zu bewältigen.

 

 

Auf diesem "Megaritt" waren nur 15 Pferde für die Gesamtstrecke gemeldet, von denen wiederum nur 5 die Gesamtstrecke liefen. Halima war darunter, mit einer Durchschnittszeit von 10,9 km/h. Übrigens waren unter den 15 Pferden nur 7 Vollblutaraber, von denen nur 1 Vertreter die Gesamtstrecke zurücklegte.


Über die Alb 2025, 122 km MTR

Die Strecke teilte sich in 88km am 1. Tag und 34km am 2. Tag. Tag 1 mit über 30 Grad Celcius, Start um 6 Uhr kurz nach Sonnenaufgang. somit hatten wir um 11 Uhr schon 52km geschafft. aber die restlichen 36 km mussten in der Mittagshitze bewältigt werden. Tag 2, fand überwiegend in der Morgenkühle im schattigen Tiefental bei Blaubeuren statt.

 

 

Von 22 Startern gingen 5 erfolgreich über die Gesamte Strecke. Halima absolvierte diese Distanz mit einer Geschwindigkeit von 12,6km/h (die Höhenmeter fehlen leider, es war ein markierter Ritt ohne digitale Streckenerfassung).

Asil Club Marbach Distanz 2025, 88 km LDR

Unser vorerst letzter Ritt in 2025 bei "bestem Juliwetter", Start um 5.30 Uhr bei Sonnenaufgang. Neben der Strecke waren 2340 Höhenmeter zu meistern, von den insgesamt 46 Startern gingen 10 erfolgreich über die ganze Strecke. Halima schnitt diesmal mit einer Geschwindigkeit von 11,6 km/h ab.

Resumée

634 km in Wertung, in einem Zeitraum von 3 Monaten nach rund 8 Jahren Pause, ein überaus befriedigendes Ergebnis! 

 

 

Halima verkörpert, was ich im Berberpferd im allgemeinen sehe: Ein Pferd mit Beständigkeit, Ausdauer und Zuverlässigkeit.

 

Von Ausnahmen abgesehen, sehe ich diese Rasse nicht auf der Siegertreppe, sondern als treuen und anspruchslosen Begleiter, für Ritte bis ans "Ende der Welt". Die meisten Wettbewerbe haben wir ohne eigenen Tross bestritten, nur mit der Unterstützung befreundeter Reitteams und immer wieder wurde die Umgänglichkeit von Halima gelobt und die Ruhe, die von ihr ausging, z.B. wenn wir wieder einmal zu zweit am Frühstücksbuffet in der Pause auftauchten.