Es war ein spannendes Jahr 2022 für den VFZB e. V. mit neuem Vorstand und neuer Zuchtleitung! Mit dem Jubiläums-Berbertreffen unter dem Motto „back to the roots“ konnte der VFZB e. V. sein 30jähriges Jubiläum feiern und bei der Zuchtschau auf dem Weilborner Hof in Waldbrunn (Westerwald) Hengstkörungen, Stuteneintragungen und Leistungsprüfungen von Stuten und einem Wallach abnehmen. Ebenso konnte im geselligen Zusammensein der neue Imagefilm des VFZB seine Premierenaufführung feiern und es wurde viel in Erinnerungen geschwelgt, als Katja Gretscher-Said Fotos von Berbern in Deutschland der letzten 30 Jahre präsentierte. Die erstmalige Probe der neuen kombinierten Leistungsprüfung kam bei Reitern, Richtern und Publikum gut an und wird mit kleinen Verbesserungen 2023 in die Zuchtprogramme von Berbern und Araber-Berbern aufgenommen.
Die Veröffentlichung der Y-Chromosomen-Studie in der Fachzeitschrift „Animals“ durch die Vet.Med.Universität Wien (Lara Radovic et al. 2022) war ein weiteres Highlight für die Berberzucht. Dr. Dr. habil. Ines v. Butler-Wemken unterstützte die Studie, die Frau Dr. Barbara Wallner ins Leben gerufen hatte, großartig mit ihrem großen Fachwissen und viel Beharrlichkeit (denn Studien brauchen manchmal etwas Zeit). Die Proben, die auch viele Hengstlinien der deutschen Zucht beinhalten, brachten das Berberpferd auf einen Schlag wieder als Gründerpferderasse mit viel genetischem Potential in den Fokus der Wissenschaft.
Des Weiteren wurden im Jahr 2022 einige VFZB-Richterinnen nach einer schriftlichen und praktischen Prüfung vom Generalsekretär des OMCB Ahmed Rayane zu internationalen Richtern (OMCB-Richter) ernannt. Diese dürfen nun auch international Berber- und Araber-Berberpferde richten. Herzlichen Glückwunsch an Dr. Gea Olbricht, Petra Jürgens, Dr. Veronika Leichtfried und Dr. Diana Krischke.
Die erforderlichen gesetzlichen Neuerungen in Bezug auf die Equidenpässe wurden im letzten Jahr umgestellt und nach neuesten rechtlichen Vorgaben werden die Pässe nun von dem erfahrenen Tierzucht-Dienstleister „TG-Verlag“ in Gießen erstellt. Auch besteht nun die Möglichkeit, die Decklisten und Deckscheine über das Zuchtbuch Online im Mitgliederbereich der Homepage direkt einzugeben und die Formulare dann vom System fertig ausgefüllt auszudrucken. Hier braucht es dann nur noch eine Unterschrift und die Sendung an die Zuchtbuchstelle, statt langem Ausfüllen per Hand. Eigene Daten, wie z. B. die Emailadresse zur Zusendung von zuchtrelevanten Emails können im Zuchtbuch Online auch selbstständig geändert werden, hier entfällt nun auch der Postweg.
Geborene Fohlen 2022
Berber: 14 Stutfohlen und 8 Hengstfohlen
Araber-Berber: 4 Stutfohlen und 10 Hengstfohlen
Noch ein trauriges Kapitel im Züchterleben: Wir sind darauf angewiesen, aktuelle Bestände im Zuchtbuch zu haben, bitte teilen Sie uns die Abgänge möglichst zeitnah mit. Aber auch die Abgänge von älteren Pferden, die wir vielleicht noch nicht registriert haben, interessieren uns (aus rechtlichen und aus statistischen Gründen) natürlich sehr. Wir versuchen als Zuchtverband immer ein Auge auf den Bestand und die Gesundheitsmerkmale in der Zucht zu halten. Wenn sich ein Problem heimlich einschleicht, ist es Generationen später vielleicht viel schwieriger zu beheben, als wenn es von Anfang an gut beobachtet wird. Bei anderen Nutztieren gibt es sehr erfolgreiche Gesundheitsdatenbanken und exakte Statistiken zu Lebensdaten und Abgangsursachen, hier sind viele Probleme direkt an der Wurzel gepackt worden und treten dadurch teilweise kaum noch in Erscheinung. Der VFZB versucht in Bezug auf Gesundheit und Fitnessmerkmalen, Erbfehlern und Genetik immer Up-to-date zu bleiben, aber wir sind natürlich auf die aktive und ehrliche Mitarbeit der Züchter angewiesen! Mitteilungen dieser Art bitte gern an die Zuchtbuchstelle.
Die Haupt- und Jubiläumszuchtschau des VFZB e. V. auf dem Weilborner Hof in Waldbrunn / Westerwald vom 2. - 4. 9. 2022 ist mit Beteiligung von 17 Pferden in den Zuchtprüfungen von 13 Besitzern aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden zu Ende gegangen. Leider mussten im Vorfeld der Veranstaltung aus verschiedensten Gründen 8 Pferde zurückgezogen werden. In den Leistungsprüfungen, die aus einer Gelassenheitsprüfung, einer Reitaufgabe und der eintägigen Verhaltensüberprüfung bestanden, wurden 5 Pferde (4 Stuten und 1 Wallach) vorgestellt.
Das Richterkollegium war breit aufgestellt, leider aufgrund logistischer Probleme mit den Visa aus Nordafrika in diesem Jahr ohne juge berceau, aber mit Unterstützung aus Frankreich von OMCB-Richterin Ursula Schwab-Kobel, konnten die deutschen und österreichischen OMCB-Richter Dr. Dr. habil. Ines v. Butler-Wemken, Karin Schick, Bärbel Heinrich, Dr. Gea Olbricht, Dr. Veronika Leichtfried, Petra Jürgens und die VFZB-Richterin Andrea Gimmler sowie die Zuchtleitung und OMCB-Richterin Dr. Diana Krischke die Kollektionen bewerten. Als Reitfachrichterin in der gerittenen Leistungsprüfung kam Ina Krüger-Oesert zusätzlich zum Einsatz.
Von den 5 zur Körung vorgestellten Berberhengsten wurden 4 gekört, ein Hengst erreichte die Mindestnote 7,0 nicht. Die anderen Hengste wurden mit ihrer erfolgreichen Körung in das HB II aufgenommen. Der bestbewertete Hengst Djerdjer al Mansour überzeugte vor allem durch seinen Typ (8,50) und seinen Kopf/ Hals (8,43), aber auch in Gebäude, Fundament und Bewegung (7,68, 7,5 und 7,86) waren seine Noten überdurchschnittlich gut. Insgesamt wurde der Hengst mit 8,03 als „VFZB-Prämienhengst“ und mit der Kammer-Medaille (ein Ehrenzinnteller) des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Die beiden dreijährigen Hengste in der Körung zeigten sich altersentsprechend noch sehr jugendlich und könnten zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vorgestellt werden. Sie wurden ebenfalls mit sehr guten Noten bewertet, wobei Salaam al Jawallun und Shujaa vom Kapellenhof beide mit einer Gesamtnote von 7,54 / 7,40 ebenfalls im Typ sehr hoch bewertet wurden, nämlich mit 8,07 und 8,00. Für die Zukunft wünschen wir uns weitere so typvolle Berberpferde, denen man den Berber auf den ersten Blick ansieht. Federal de la Batie erreichte mit leichten Abzügen in Gebäude und Fundament, dafür aber mit guter Bewegung die Gesamtnote von 7,26.
Die vorgestellten Hengste hatten im Durchschnitt ein Stockmaß von 152,8 cm, eine Körperlänge von 152,5 cm und einen Röhrbeinumfang von 19,1 cm. Durch eine Leistungsprüfung können die Hengste in das HB I aufsteigen.
In der Klasse der Berberstuten stellten sich 4 Stuten erstmals und 3 Stuten zum wiederholten Male vor. Die Wiedervorstellungen der Stuten Embla le Bonite (geb. 2005, erste Vorstellung 2008 mit GN 7,2), Isra Shamalee (geb. 2009, eV 2013 GN 7,43) und Pashmina vom Papenholz (geb. 2016, eV 2018 GN 7,49) gingen mit einer anschließenden Leistungsprüfung einher, die alle wieder vorgestellten Stuten mit guter Leistung bestanden. Eine weitere Stutenleistungsprüfung wurde von Briska de Bonnefont, die erstmals in das Zuchtbuch des VFZB eingetragen wurde, abgelegt. Alle 4 Stuten erhalten das Prädikat „VFZB-Leistungsstute“. Die Wiedervorstellungen sind besonders zu begrüßen, da der Verband dadurch einen Überblick bekommen kann, was aus den ehemaligen „Nachwuchspferden“ wird und wie sie sich entwickelt haben.
Die jüngeren Stuten Jade al Allayah, Ironie des Balmes und Queenie el Aamour wurden ebenfalls alle in das Stutbuch I eingetragen. Die Ergebnisse in der Stutenklasse lassen sich mit durchschnittlicher Gesamtnote von 7,29 sehen. Die höchste Gesamtnote bekam Queenie el Aamour mit 7,63 Punkten und der Plakette der Landwirtschaftskammer NRW. Sie punktete vor allem mit einem sehr guten Gebäude (8,00), hoher Typnote (7,83), Kopf/Hals (7,75) und guten Bewegungen (7,42) und solidem Fundament (7,17).
Pashmina verbesserte sich 2022 auf GN 7,55, Embla im Alter von 17 (!) Jahren auf GN 7,3. Jade kam mit gutem Typ und Kopf-Halsnote auf GN 7,2, Ironie mit schönem Kopf/ Hals und gutem Typ auf GN 7,08 und Briska, die im Typ einige Abstriche machen musste, aber mit guter Bewegung, solidem Fundament und ordentlichem Gebäude punkten konnte auf GN 6,98. Isra Shamalee, bleibt bei der Gesamtnote von 7,43.
Die Berberstutenkollektion liegt im Durchschnitt leicht unter den Noten der letzten Jahre. Während 2009-2017 im Durchschnitt 7,46 Punkte vergeben wurden, lagen die Stuten nun bei 7,29. Die Körperhöhe von 151,5 m liegt etwas unter dem Durchschnitt (152 cm), die Länge von 155,7 m leicht darüber (153,4 cm). Das Röhrbein von 18,8 cm liegt perfekt im OMCB-Standard.
Bei den Araber-Berberstuten mussten wir leider zwei Stuten mit leichten Taktunreinheiten aus der Wertung nehmen. Die höchstbewertete Stute in dieser Klasse war die dreijährige Sahira vom Berberhof (15,53% AV) mit sehr guter Typnote von 7,79, Kopf/Hals 7,64, harmonischem Gebäude mit 7,5, und solidem Fundament und guten Bewegungen mit 7,29, die Gesamtnote belief sich auf 7,50. Vielleicht kann die Bewegungsnote mit kommender Balance und Ausbildung in einer späteren Wiedervorstellung noch verbessert werden. Baraka ait Azzayani wurde 11jährig erstmals im VFZB vorgestellt und bekam mit einer GN von 7,19 vor allem einen sehr guten Rassetyp und eine schöne Kopf-Hals-Partie (je 7,57) bezeugt. Die Araber-Berberklasse liegt mit schöner Qualität im Durchschnitt mit 7,33 leicht über den letzten Jahren (7,29), was den Richtern bereits während der Klasse auffiel. Die Durchschnittsgröße von 151,5 cm, und der -röhrbeinumfang von 18,8 cm liegen genau im Rahmen der letzten Jahre, die Körperlänge von 154,8 cm liegt darüber (151,9).
Die fünf abgelegten Leistungsprüfungen (4 Stuten und 1 Wallach) wurden alle mit gutem Erfolg bestanden. Die GHP und die Verhaltensüberprüfungen waren bei allen sehr gut. Die Dressuraufgabe wurde mit Noten von 6,57-7,4 (Ø 7,03) von den Reitrichtern Ina Krüger-Oesert, Andrea Gimmler und Dr. Diana Krischke bewertet. Die Höchstnote der Stutenleistungsprüfung bekam Embla le Bonite (7,4), gefolgt von Pashmina vom Papenholz (7,23), Briska de Bonnefont (6,83) und Isra Shamalee (6,57). Lazim vom Papenholz erzielte in der Wallachleistungsprüfung eine souveräne GN von 7,10. Alle Pferde zeigten sich interessiert und rittig, ohne sich an Umweltreizen zu stören, derer es viele gab. Die Reitstile waren grundverschieden, dennoch konnten die Gangarten der Pferde sehr gut verglichen werden. Die vorgestellten Pferde verziehen allesamt Reiterfehler und Aufregung, machten dennoch ruhige und zufriedene Eindrücke. Zwei Pferde liefen häufig leider mit der Nasenlinie hinter der Senkrechten, was die Grundgangarten verschlechterte und den Gesamteindruck schmälerte. Dennoch überwogen die positiven Bilder deutlich und machten den Eindruck des „Reitberbers für jede Lebenslage“ komplett.
Beim Berbertreffen waren erfreulicherweise alle aktiven Zuchtrichter des VFZB vor Ort und richteten in den verschiedenen Klassen mit. Zusätzlich wurden unsere Richter auch im Ausland eingesetzt:
Dr. Veronika Leichtfried und Petra Jürgens folgten Ende November erhielt der VFZB e.V. die Einladung zu den nationalen Züchtertagen in Marokko vom Präsident des AMCBAB (Association Marocain du Cheval Barbe et Arabe Barbe) Dr Younes Yari. Dem Richtergremium wurde eine Auswahl von insgesamt 58 Berberstuten im Alter von 2-3 Jahren vorgestellt.
Weitere Zuchtarbeit unter Einhaltung gesetzlicher Vorgaben
Für 2023 steht für den VFZB e. V. die alle 10 Jahre nötige Neuanerkennung als „anerkannte Tierzuchtvereinigung“ durch die Tierzuchtaufsichtsbehöde an. Wir erbitten daher alle Züchter, mit ihren Unterlagen „up to date“ zu sein und diese im Falle einer amtlichen Kontrolle ordnungsgemäß präsentieren zu können. Die Einhaltung der Meldefristen (v. a. für Deck- und Abfohlmeldungen, aber auch Bestandswechsel und Importe), sowie die Führung von Stallbüchern, aktuelle Equidenpässe und Deckregister sind im Tierzuchtgesetz und seinen Durchführungsverordnungen vorgeschrieben und werden überprüft. Bei Fragen dazu hilft die Zuchtbuchstelle gern mit Rat und Tat weiter.
Auf ein erfolgreiches und glückliches Zuchtjahr 2023!
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Diana Krischke